Seit einem Jahr arbeitet Felix Cyano am rauen Stein. Das ist ein guter Zeitraum, Bilanz zu ziehen. Was kam heraus aus einem Jahr Forschung und Entwicklung? Stellvertretend sollen hier vier Tinkturen aus den cyanitischen Labors vorgestellt werden.
Lavendelöl – Lavendelgeist
Frisch geernteter Lavendel wurde mazeriert und das Menstruum destilliert. Das Ergebnis ist ein Lavendelgeist. Ein kleiner Tropfen auf der Zunge genügt, den Brustraum und die Bronchien zu erwärmen. Die gelösten Bestandteile dieses Geistes entfalten eine tiefe und warme Wirkung im gesamten Hals- und Brustbereich. Dieses Gefühl hält über mehrere Minuten an und ist bei festsitzendem Husten ein Experiment wert.
Das Lavendelöl verströmt einen schweren Duft nach Weihrauch mit einer Spur Rosenholz und Zimt. Vom Gefühl schwingt es ähnlich wie der Lavendelgeist, nur auf einer viel tieferen Oktave. Dieser Geruch strömt eine warme und tiefe Ruhe aus. Dabei wirkt es nicht dominant und schwer. Auf die Haut aufgetragen wirkt es samtig und beruhigend.
Kolloidales Gold
Dieses Kolloid vereint eine Reihe hermetischer Leitsätze. Dieses Kolloid hat einen Reifungsprozess absolviert. Hoch geladenes Goldkolloid benötigt Zeit zum Reifen. Zu schnell und mit zu hohen Spannungen betriebene Elektrolyse erzeugt schnell beeindruckende Farben. Die Färbung ist ein guter Indikator für die große des Kolloides. Ein granatrotes Goldkolloid sieht zwar knackig aus, die Goldpartikel haben sich jedoch bereits zu Clustern von fünf bis Zehn Atomen vereint. Das ist jedoch nicht das Ziel der Übung. Einfacher und schneller wäre die Produktion eines gelösten Goldsalzes. Das Besondere am Kolloid ist die möglichst atomare Auflösung des Metalls. In seinem ersten Gesetz definiert Faraday ein Gesetz das besagt, dass die Menge des zersetzen Stoffen von der Menge des durchflossenen Stromes abhängt. Er benutzt dabei ein Energiemodell bei dem die Energie der Elektroden als Ladung Q in die Elektrolytlösung eingeht. Die Q-Ladung repräsentiert die Energiemenge die benötigt wird, ein Ion aus dem Metallgitter zu lösen. Bei einer Clusterbildung der Ionen wird bereits ein Teil der elektrolytischen Energie verarbeitet. Daraus folgt, dass das Kolloid mit der höchsten elektrolytischen Ladung aus einzelnen frei schwebenden Ionen besteht. Das zweite Kriterium für die elektrolytische Ladung ist, in welcher Dichte (ppm) das Elektrolyt vorliegt. Hohe Konzentrationen kolloidalen Goldes von 100 ppm und mehr haben eine rötlich- bis tiefe und kräftige Granatapfelfarbe. Ein Gold-Kolloid mit einer solchen Farbe ist bereits verclustert. Die technische Herausforderung ist daher, eine hohe Dichte des Elektroytes zu erzeugen, ohne dass sich die Ionen zu Clustern zusammenziehen.
Nach hermetisch-alchemistischen Metaphern wird das Gold auf eine ganz besondere Weise verfeinert und in seine merkurische Qualität versetzt. Die klassisch- alchemistischen Methoden und Regeln können auch bei der elektrochemischen Erzeugung kolloidalen Goldes angewandt werden. Aus dem Kreislauf der Verflüchtigung und Verfestigung entsteht eine neue Qualität des Goldes. In dieser höheren Potenz wirkt die Gold-Tinctur auf eine neue, feinere, sublimere, umfänglichere Weise. Der geflügelte Drachen des Geistes frißt vom Schwanz her den Drachen des Festen. Der wiederum frißt den geflügelten Drachen vom Schwanze her. Die beiden Prinzipien heben sich gegenseitig in einer neuen Qualität auf.
Auch das Ion im Kolloid “löst sich auf” und beginnt im Elektrolyt zu schweben. Gelöst wird es zum Geist, also immateriell, und ist dank seiner elektrischen Ladung sehr danach bestrebt, sich wieder zu verdichten und eine stoffliche Form anzunehmen. Dieses Bestreben ist die zweite wichtige Eigenschaft des Kolloides.
Größe und Bindungsfähigkeit sind die entscheidenden Eigenschaften, die die Potenz des Kolloides ausmachen. Sie sind gleichzusetzen mit Durchdringungsvermögen und Reaktionsfähigkeit. Ein feinstgelöstes Kolloid mit einer sehr hohen Konzentration ist durch den Elektrolyseprozeß maximal geladen. Diese Eigenschaften machen das Gold-Kolloid zu einer perfekten Waffe gegen alle einzelligen Häute. Durch die Ladungsdifferenz und andere elektrochemische Reaktionen wird die Außenschicht von Einzellern durch kolloidales Gold aufgelöst.
Tinctura Universales I. Grades
Die Tinctura Universales ist der angestrebte Extrakt eines hermetisch-alchemistischen Veredelungsprozesses, der irrtümlicher Weise immer wieder als “Gold machen” mißverstanden wird. Die Tinctura Universales ist eine Universalmedizin, die einen Patienten vollständig genesen läßt und seine jugendliche Konstitution wiederherstellt. Die Tinctura Universales ist die erste Verarbeitungsstufe des großen Werkes. Der erzeugte Extrakt ist für eine innerliche Anwendung noch viel zu scharf. Für die äußerliche Anwendung ist er jedoch hervorragend geeignet und stellt alle anderen Arzneien in den Schatten.
Auch bei der Tinctura Universales erfolgt die Veredelung durch die Sublimierung und Verstofflichung. Zunächst wird das Ausgangsmaterial kalziniert. Danach verrieben und in einem Tiegel geschmolzen. Als goldgelbes Glas wird es auf eine erwärmte Fläche ausgegossen. Das erkaltete Glas wird erneut fein zerstoßen und verschiedenen Flüssigkeiten zur erneuten Vergeistigung zugesetzt und conjugiert. Der Filtratflüssigkeit der ersten Konjunktion ist der rötlich bis rot schimmernde Extrakt, die Tinctura Universales.
Nach vielen Experimenten und Fehlschlägen ist es gelungen, die erste Stufe der Tinctura Universales zu erzeugen. In der Praxis konnte die ungeheure Wirkung dieser Tinktur bereits überprüft werden.
Obwohl sie auf der Haut eine große Schärfe besitzt, schmeckt sie im Mund süßlich und nicht scharf. Auf die Haut aufgetragen löst die Tinctura Hautfalten auf. Hornschichten lösen sich spielend ab und die Haut darunter beginnt sich sofort zu glätten. Hartnäckige entzündliche Prozesse auf der Haut konnten mit dem gewonnenen Extrakt in kürzester Zeit aufgelöst werden.